Data Governance: Wie gelingt die Einführung?

Nils Koppe im Interview über die Etablierung von Data Governance-Strukturen im Unternehmen.


Daten gewinnen für Unternehmen immer mehr an Bedeutung. Doch mehr Daten bedeuten nicht automatisch mehr Informationen. Big Data bedeutet vielmehr, dass Unternehmen es mit großen, komplexen und schnelllebigen Daten zu tun haben, die sich durch herkömmliche Methoden kaum noch verarbeiten lassen. Im ersten Interviewteil haben wir mit Nils Koppe, Project Manager bei affinis, über die Herausforderungen von Big Data, die Glaubwürdigkeit von Daten und die Relevanz von Data Management und Data Governance gesprochen.

Im ersten Teil haben wir mit Nils über die Herausforderungen von Big Data gesprochen. Im zweiten Teil geht es um den konkreten Nutzen von Data Governance und dessen Etablierung im Unternehmen.

Nils, wovon profitieren Unternehmen konkret, wenn sie Data Governance-Strukturen bei sich etablieren bzw. ihr Data Management optimieren?

Im Endeffekt profitieren Unternehmen von effizienteren Geschäftsprozessen. Eine gute und einheitliche Datenqualität ermöglicht es, die eigenen Prozesse zu optimieren und bessere Entscheidungen zu treffen. Das wissen auch die meisten Unternehmen: Einer Umfrage zufolge glauben 80% von ihnen, dass die Qualität von Daten einen starken Einfluss auf den ökonomischen Erfolg eines Unternehmens hat.

Darüber hinaus gewinnt durch die Einführung einer Data Governance auch das Thema Datenschutz automatisch an Bedeutung. Das ist natürlich für die Unternehmen hilfreich, die sich in diesem Bereich weiterbilden müssen. Data Governance gewährleistet die Einhaltung der erforderlichen Compliance-Richtlinien.

Was würdest du Unternehmen empfehlen, die mit der Prozessoptimierung ihres Data Managements anfangen wollen? Was für Ansätze und Tools gibt es da?

Ich würde jedem Unternehmen empfehlen, zuerst die Struktur zu definieren und nicht einfach loszulegen. Das ist ganz wichtig, wenn Unternehmen den Umgang mit ihren Daten nachhaltig verbessern wollen. Unternehmen sollten sich zuerst folgende Fragen stellen: Welche Infrastruktur wollen wir aufbauen? Welche Rollen gibt es in unserem Unternehmen? Welche Verantwortlichkeiten müssen wir vergeben?

Ich würde jedem Unternehmen empfehlen, zuerst die Struktur zu definieren und nicht einfach loszulegen.“

Um einen langfristig erfolgreichen Data Management-Prozess zu etablieren, ist die Ausgangsposition besonders wichtig. Hier entscheidet sich, ob die Daten „sauber“ sind, also ob sich daraus auch belastbare Informationen ableiten lassen. Ein Ansatz, um die eigene Datenbasis zu standardisieren, ist die Einführung eines Data Integration Lifecycle. Der Data Integration Lifecycle beinhaltet Maßnahmen, um unterschiedliche Datenbestände zusammenzuführen. Ohne eine Vereinheitlichung der Daten und der entsprechenden Infrastruktur kann keine Prozessoptimierung im Bereich des Data Managements erfolgen.

Langfristige Ansätze zur Prozessoptimierung lassen sich dagegen mit Ansätzen wie Kaizen, Six Sigma oder agilen Methoden realisieren. Welche konkrete Methode für ein Unternehmen in Frage kommt, hängt immer von den Gegebenheiten im Unternehmen und der spezifischen Problemstellung ab. Unabhängig davon sollte aber in jedem Unternehmen eine Verbesserungskultur gelebt werden.

Warum ist eine Verbesserungskultur für die Prozessoptimierung im Unternehmen so wichtig?

Das Thema Daten verliert nicht an Bedeutung, im Gegenteil. Deswegen reicht es auch nicht aus, dass Data Management im Unternehmen einmal zu optimieren und dann nicht wieder anzufassen. Um auf dem aktuellen Stand zu bleiben, müssen Unternehmen ihren Umgang mit Daten kontinuierlich überprüfen und verbessern. Damit das Thema nicht nach und nach wieder an Bedeutung verliert, braucht es eine Verbesserungskultur, bei der das Bewusstsein für eine kontinuierliche Optimierung des Data Managements in den Köpfen aller Führungskräfte und Mitarbeiter verankert ist. Das geht aber nicht ohne klare Verantwortlichkeiten. Wer kümmert sich darum, dass das Thema weitergetrieben wird? Diese Frage sollte jedes Unternehmen beantworten können.

An wen können sich Unternehmen wenden, wenn sie Hilfe bei der Optimierung ihrer Datenverarbeitung brauchen?

Den Umgang mit den eigenen Daten zu optimieren ist ein komplexes Thema, weil es unternehmensübergreifend passieren muss. Unternehmen sollten deshalb nicht davor zurückschrecken, externe Unterstützung hinzuzuziehen. Ein externer Blick hilft auch dabei, Problemstellungen zu identifizieren und Lösungen in Betracht zu ziehen, die man selbst gar nicht sieht. Beratungen und Dienstleister mit einem Fokus auf IT sind hierfür ein guter Ansprechpartner, weil sie auch technisch das Know-how haben, die nötigen Schnittstellen einzurichten.